Castro Mode: Der Lifestyle Tel Avivs in eine Kollektion verpackt

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Am israelischen Modellabel Castro, das in den 1950er gegründet wurde, kommt man heute nicht mehr vorbei – und das nicht nur in dessen Heimatstadt Tel Aviv. Castro definiert, was ein Großteil modebewusster Israelis in den kommenden Monaten auf der Straße tragen wird. Das Modellabel ist in Israel unbestrittener Marktführer, betreibt aber auch Geschäfte in Russland, Schweiz, Thailand, der Ukraine und Deutschland. Auch wenn sich das Label auf den ersten Blick nicht von anderen Fast Fashion Anbietern unterscheidet, propagiert es doch einen eigenen raffinierten Modestil.

Castro Mode
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Die Geschichte der Castro Mode

Stoffe und Mode liegen in der Familie des in den 1930er Jahren aus Saloniki ausgewanderten Firmengründers Aaron Castro. Schon seine Mutter Anina, eine studierte Designerin und begabte Schneiderin fertige in ihrer Wohnung Kleidungsstücke für Privatkunden. Nach der Ausrufung des Staates Israel eröffnete Aaron Castro in den frühen 1950er Jahren in der Allenby Straße in Tel Aviv einen kleinen Modeladen. Seine Mutter war der kreative Kopf des Unternehmens, während sich Aaron und seine Frau Lina der geschäftlichen Seite widmeten.

Die Grundidee hinter Castro Mode war es, schicke und gleichzeitig erschwingliche Kleidung zu produzieren. Das Unternehmen entwickelte sich rasch zu einer kleinen Fabrik und nach und nach zu Israels bekanntester Modekette. Der Firmengründer besuchte in den 1970er Jahren verschiedene Modemessen und ließ sich von internationalen Designs inspirieren, die er geschickt mit dem Stil Tel Avivs verwebte. Nach 1985 konzentrierte sich Aaron Castro auf den israelischen Markt, der Einzelhandelt bildete das Kerngeschäft des Unternehmens.

Überall in Israel wurden neue Stores eröffnet, die Castro-Kette wuchs rapide an, rekrutierte in den 1990er Jahren zahlreiche heimische Jungdesigner und importierte trendige Stoffe aus Übersee. Castro Mode machte sich durch seine bahnbrechenden Kampagnen, ikonischen Anzeigen und lässig-sexy Mode, präsentiert von bekannten Supermodels, einen Namen. Heute ist Castro mit rund 90 Geschäften längst Marktführer in Israel.

Familienunternehmen mit Rückschlägen

Trotz der Erfolge war die Geschichte des Familienunternehmens nicht immer einfach. Als Aaron Castros Tochter Etti und ihr Mann Gabriel Rotter in das Modeunternehmen einstiegen, kämpfte dieses mit der Wirtschaftskrise und die Familie dachte ernsthaft über einen Ausstieg aus dem Fashion Business nach. Paris dominierte die Modewelt noch stärker als sonst, Textilexporte nach Europa waren kaum der Rede wert und die erste Expansion nach Deutschland brachte nur rote Zahlen. Doch die Familie überlegte es sich anders und setzte auf Umstrukturierung und neue Strategien. Das Unternehmen konzentrierte sich auf das Inlandsgeschäft und eröffnete 1985 den ersten Store in Dizengov, der Haupteinkaufsmeile von Tel Aviv.

castro kollektion
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Gabriel Rotter expandierte erneut und visierte die für Castro neue Zielgruppe der 15- bis 35-jährigen an. Castro erholte sich wirtschaftlich und ging 1992 an die Börse, womit die finanzielle Basis für weitere Expansionspläne gesichert war. 1997 wurden die hohen Importzölle, von denen Castro bislang profitiert hatte, drastisch gesenkt und das Unternehmen bekam zunehmend Konkurrenz von anderen Fast Fashion Herstellern wie H&M oder Zara. Folglich wurden große Teile der Produktion ins billigere Ausland verlagert.

Castro Mode in Deutschland

In Deutschland eröffnete Castro im September 2004 die erste Filiale in Köln, weitere Geschäfte sollten folgen. Das israelische Traditionsunternehmen wagte damit einen großen Schritt ins internationale Retailgeschäft. Der Anstoß dazu ging allerdings von der Otto Group, dem größten Versandhaus der Welt, aus. In diesem Joint Venture kamen Kollektion, Marketingstrategie und Ladenkonzept von Castro, die Otto Group brachte ihre lokalen Marktkenntnisse sowie ihre Logistik ein und zeichnete verantwortlich für die Personal- und Standortauswahl.

2009 betrieb Castro bereits fünf Shops in Deutschland, in Köln, Köln-Weiden, Oberhausen, Münster und Stuttgart. 2011 übernahm Gerry Weber International die mittlerweile acht Einzelhandelsstandorte der Castro Deutschland GmbH & Co. KG. Das Deutschland-Geschäft litt aufgrund der Wirtschaftskrise, des zunehmenden Trends zum Online-Shopping und des Verfalls des Euros unter sinkenden Umsätzen. Gabriel Rotter sah ein, dass es noch Jahre dauern würde, Castro am deutschen Markt profitabel zu machen und er entschied sich folglich für den Verkauf.

Siegeszug in Israel

Während die Expansion nach Deutschland im Endeffekt nicht von Erfolg gekrönt war, avancierte Castro am israelischen Heimatmarkt zur Nummer 1 in Sachen Mode. Im Jahr 2000 brachte Castro eine eigene Männermodenlinie heraus und 2007 war das Geburtsjahr der Castro Jeans Linie. Model und Wonder Woman Gal Gadot präsentiert seit 2008 Castro Mode und moderiert Modeschauen. Für Furore sorgte der Werbespot, in dem sie 2014 für Castros neue Push-Up-Jeans warb und mit zwei Backgroundtänzerinnen in den Jeans twerkte. Castros Damen- und Herrenkollektion wurde 2013 um eine Kinderlinie erweitert und 2014 eröffnete das Unternehmen seine Online-Store.

2018 übernahm Castro den Konkurrenten Hoodies und wurde durch die Akquisition zum größten Modeunternehmen Israels. Der Deal war Ausdruck der Castro Unternehmensstrategie, seine Aktivitäten in Israel durch Investment in komplementäre Mode- und Lifestyle-Marken zu erweitern.

modische frau mit stil
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Der Stil der Castro Kollektion

Das Design von Castro orientiert sich an internationalen Trends, gemixt mit einem Schuss jüdischen Chuzpe. Die Zielgruppe sind 15- bis 35-jährige Fashionistas, für die Style und Leistbarkeit gleichermaßen wichtig sind. Tel Aviv ist eine extrem trendige und junge Metropole, Ausgehen und Strandleben gehören zum Lifestyle. Das spiegelt sich in der Castro Kollektion wider, deren Stilmix man unter den Adjektiven „sexy“, „casual“ und „leicht“ subsummieren könnte. Die Designerin und Tochter des Firmengründers, Etti Rotter, ist überzeugt, dass der Spirit von Tel Aviv das Erfolgsgeheimnis der Modelinie ausmacht.

Preislich bewegen sich die Teile ungefähr auf H&M Niveau. Gefertigt wird die Castro Kollektion nur noch zu rund einem Drittel in Israel. Männerhemden werden beispielsweise in der Türkei in den selben Fabriken hergestellt, in denen auch das Label Boss produziert, Schuhe in Italien. Die Mode-, Grafik- und Textildesigner von Castro kommen von den besten Modedesignschulen der Welt, darunter das Shenkar College of Engineering and Design in Israel. Castro ist exklusiver Sponsor der jährlichen Modenschau von Shenkar, um junge, begabte Modestudenten zu unterstützen.

Dieser kontinuierliche Dialog zwischen dem Modelabel und den Studenten hält Castro mit der Spitze der Mode verbunden. Castro Mode ist frisch und sexy, raffinierte Schnitte, bunte Stoffe und viel nackte Haut gehören zum Markenzeichen der jungen Designer aus Israel.

Männer- und Frauenkollektionen von Castro

Die Männer- und Frauenkollektionen von Castro bestehen aus drei verschiedenen, richtungsweisenden Linien. Die Red-Collection ist eine legere Linie mit urbaner, jugendlicher Ästhetik. Die Black-Line umfasst klassische und maßgeschneiderte Artikel für formelle Business-Kleidung wie Anzüge, Button-Down-Hemden und Blusen, sowie eine Kollektion von Abendkleidung für besondere Anlässe. Die Blue-Line besteht sowohl aus klassischer als auch aus topaktueller Jeans und Denim-Mode. Castro verkauft zudem Accessoires wie Sonnenbrillen, Schmuck, Taschen, Wäsche und Schuhe.

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